Vom 04.09 bis zum 08.09. fand an unserer Schule, dem Gymnasium der Stadt Frechen, die Juniorwahl des Bundestags statt. Hieran durften die Schüler der 8. Klasse bis zur Q2 teilnehmen, um den Ablauf einer Wahl zu üben. Zusätzlich sollte diese ein Bild der politischen Meinung vermitteln.
So standen wie auch bei der „richtigen“ Wahl die 42 Parteien auf den Listen. Im Vorfeld bereiteten die Politik- und SoWi-Kurse die Schüler auf die bevorstehende Wahl vor und beleuchteten die verschiedenen großen Parteien.
Gewählt wurde dann im Atrium unter Aufsicht des SoWi-Zusatzkurses, der sich freiwillig zur Verfügung stellte, die Richtigkeit der Wahl zu garantieren. Dabei wählten die Schüler wie in der echten Wahl, bekamen also eine Wahlbenachrichtigung, und mussten ihre Kreuze in eigens dafür aufgestellten Kabinen setzen. Insgesamt durften 518 Schüler wählen.
Der Ausgang der Juniorwahl 2017 sorgte für einige überraschende Abweichungen zu aktuellen Ergebnissen der Bundestagswahl.
Mit einer Mehrheit von 32,8% ist die CDU mit Kandidat Georg Kippels die Partei mit den meisten Erststimmen an der Schule – gewählt von 98 Schülern.
Auf die CDU folgt die SPD, vertreten durch Dierk Timm, welcher 22,1% der Stimmen
des Gymnasiums erzielte. 16,1% der Schüler entschieden sich für Rüdiger Warnecke, dem Direktkandidat der Grünen, und 14,1% für den FDP-Kandidaten Christian Pohlmann. Zeki Gökhan von der Partei DIE LINKE konnte sich 7% der Stimmen sichern, während die AfD mit Franz Pesch lediglich 4% der Schüler ansprach. Die restlichen Stimmen sind mit 2,3% Marius Hövel den PIRATEN und mit 1,3% dem parteilosen Tevfik Çelikkan zuzuordnen.
Das Ergebnis der Zweitstimmen verwundert jedoch umso mehr, da hierbei größere Abweichungen zum aktuellen Ergebnis vorzufinden sind. Mit jeweils 20,8% teilen sich CDU und die Grünen die meisten Stimmen der Wähler des Gymnasiums. Den dritten Platz belegt die FDP mit 15,7%, dicht gefolgt von der SPD mit 13,7%. 8% der Schülerstimmen gingen an die LINKE, ein -aktuellen Ergebnissen zufolge- für die Bundestagswahl 2017 realistisches Ergebnis.
Überraschenderweise konnte die AfD mit 1% der Stimmen nicht die 5%-Hürde erreichen, sondern die auf Satire ausgelegte Partei DIE PARTEI mit 5,4%. Für die AfD, welche bei den Bundestagswahlen einen Wert von 12,6% der Stimmen erzielen konnte, würde dies einen Verlust von 11,6% der Stimmen bedeuten und somit den Einzug in den Bundestag kosten. Die PARTEI schaffte es in der Realität jedoch nicht in den Bundestag und wird somit den sonstigen Parteien zugeordnet, bei welchen sich ein Wert von 5,1% der Stimmen summiert.
Neben der Tatsache, dass eine Spaßpartei im Bundestag sitzen würde, überrascht natürlich auch, dass die Grünen (anstatt der tatsächlichen 8,9%) ganze 20,8% der Stimmen erzielten und die Partei somit an der Schule einen genauso großen Wählerkreis besitzt wie die CDU. Verwunderlich ist außerdem, dass die SPD, welche die zweitstärkste Partei im Bundestag ist,
anstatt der 20,5% lediglich 13,7% der Stimmen für sich beanspruchen konnte und somit hinter dem Neuzugänger FDP steht.
Erwähnenswert sind natürlich auch die restlichen Parteien, welche keine 5% erreichen konnten.
Die Stärkste unter eben diesen ist am Gymnasium die MLPD mit 2,6%, gefolgt von V-Partei3, NPD und der Tierschutzpartei mit jeweils 2% der Wählerstimmen.
1,6% der Stimmen gingen an die Piratenpartei Deutschland sowie 1,3% an die ÖDP.
Jeweils 1% erzielten AfD und die Humanisten, 0,67% die Partei für Gesundheitsforschung und die restlichen 0,3% die Partei der Volksabstimmung.
Der Abstimmung des Gymnasiums zufolge wäre die absolute Mehrheit für CDU und die Grünen gemeinsam mit 41,6% deutlich verfehlt. Somit wäre eine dritte Partei für eine Koalition notwendig, die wahrscheinlich die FDP sein würde: die sogenannte Jamaika- Koalition, wie sie auch in den Umfragen vor der Wahl oft prognostiziert wurde. Die SPD als dritter -und kleinster- Koalitionspartner würde wohl ausscheiden und in die Opposition wechseln, was sie anscheinend auch in Realität tut.
Eine solche Koalitionsbildung steht überraschenderweise -trotz zum Teil erheblicher Unterschiede in den Wahlergebnissen der Juniorwahl und der Bundestagswahl- aktuell zur Debatte.
Abschließend stellt sich die Frage, welche Erkenntnisse uns die Juniorwahl 2017 liefert und nicht zuletzt,ob sie uns überhaupt verwertbare Ergebnisse bringt. Hört man sich bei den Schülern um, geben die meisten zwar an, sie hätten so gewählt, wie sie es auch bei der Bundestagswahl tun würden, wenn sie denn wahlberechtigt wären, allerdings sieht kaum das Ergebnis als wirklich repräsentativ an. Der am häufigsten genannte Grund dafür, das Wahlergebnis nicht allzu ernst zu nehmen ist der, dass zu viele Schüler kleinere oder extreme Parteien gewählt hätten, um das Ergebnis zu verfälschen. Angesichts dessen, dass die oft als solche deklarierte Satirepartei „Die PARTEI“ es über die 5-Prozent-Hürde schaffte und politisch extremere Parteien wie „NPD“, „MLPD“ und die „V3-Partei“ ebenfalls jeweils über 2% der Stimmen holten, ist dieser Gedanke wohl nicht ganz abwegig.
Ein zweiter Grund, das Ergebnis nicht als repräsentativ zu sehen, ist die geringe Wahlbeteiligung von rund 58% bei nur 514 Wahlberechtigten. Viele Schüler hatten schlicht keine Lust zu wählen, hielten die Wahl für nicht so wichtig. Andere bekamen keinen Zettel, der sie zur Wahl berechtigte.
Interessanter ist es, unsere Wahlergebnisse mit aktuellen Umfragen zur Bundestagswahl zu vergleichen. Hierbei fällt auf, dass die Partei „Die Grünen“, welche besonders für Umweltschutz steht, bei den Schülern ebenso großen Anklang fand wie die „CDU“. Starke Ergebnisse erzielte mit 15,7% der abgegebenen Zweitstimmen die „FDP“, die bei den Juniorwahlen im Jahr 2013 noch weit hinter der „Piratenpartei“ landete, welche damals besonders mit Themen wie Digitalisierung warb. Das Thema Digitalisierung steht aktuell im Wahlprogramm der „FDP“ ganz oben, genauso wie das Thema Bildung. Im Vergleich zu aktuellen Umfragen erzielten die „SPD“ und insbesondere die nationalkonservative „AfD“
besonders schwache Ergebnisse. Die „AfD“ schaffte es nicht über 1% der Zweitstimmen, in der Erststimme holte sie aber immerhin 4%. Für die „SPD“ ist das Ergebnis insofern besonders erschreckend, als dass sie nur viertstärkste Kraft ist. Bei der Juniorwahl 2013 war sie bundesweit noch auf Platz 2.
Was sagt das Ergebnis nun über die politische Meinung unserer Schüler aus? Viele dazu befragte Schüler waren der Meinung, dass unsere Schule politisch eher links sei. Dies führen sie unter anderem auf das schwache Ergebnis der „AfD“ zurück. „Wir hatten ja auch zum Teil Flüchtlinge hier die mit uns im Unterricht waren. (…) Also glaube ich schon, dass diese Wahlen gut für diese Schule waren, “ meint ein Schüler aus der Q2.
Im Endeffekt waren die Juniorwahlen trotz allen Zweifeln als Projekt ein großer Erfolg. Politische Diskussionen konnte man in den Tagen rund um die Juniorwahl besonders oft hören, im Unterricht wurde interessiert zugehört, wenn es um politische Themen ging und auch privat informierten sich zahlreiche Schüler über die deutsche Parteienlandschaft, um bei der Juniorwahl eine gute Wahl zu treffen. Zuletzt konnten die Schüler hier auch lernen, wie es ist wählen zu gehen, um bei der ersten „richtigen“ Wahl nicht ratlos vor der Wahlkabine zu stehen.