Vom 07.-09.11. 2016 fanden in diesem Jahr die „Tage religiöser und philosophischer Orientierung“ im Haus St. Alfrid in Essen statt. Die Fahrt hat für die Religionskurse Jahrgangsstufe 9 eine jahrelange Tradition, diesmal gab es allerdings eine Premiere: Zum ersten Mal fuhren in diesem Jahr auch die Schülerinnen und Schüler der Praktische-Philosophie-Kurse der Stufe mit. Nach ihren Eindrücken gefragt, haben einige von ihnen den folgenden Bericht verfasst.
„Il Silencio“ – das war der Zustand, der uns die bis jetzt wohl abwechslungsreichste Stufenfahrt über begleitete.
Als wir gerade erst im Jugendhaus St. Alfrid in Essen angekommen waren, war der Kontrast geradezu unheimlich: Nach der lauten Busfahrt befanden wir uns plötzlich an einem Ort, erfüllt von Geborgenheit und Ruhe. Die Menschen, die mit uns die nächsten zwei Tage arbeiten sollten, empfingen uns freundlich und ebenfalls mit einer solcher Ruhe und Gelassenheit, dass unsere Herzen langsamer zu schlagen begannen. Man stellte uns das Gelände ausführlich vor. Vom Zentrum, dem so genannten „Schloss“, wo im Folgenden die Haupthandlung stattfand, bis zu der Kapelle, von der ein für uns Menschen nicht zu beschreibender Wind herwehte. Auf sie wird noch zurückzukommen sein.
Nach dem Rundgang ließ man uns in unsere Zimmer. Zuerst waren sie fremd und klein, doch nach kurzer Zeit empfanden wir sie als unser Zuhause für die Zeit hier. Ihre beschränkte Größe half uns, das familiäre Gefühl schnell in uns einzulassen. Das erste Ziel der Besinnungstage wurde nach einer Stunde also schon erreicht.
Nun war es Zeit, unsere erste Bekanntschaft mit den Leitern unserer Arbeitsgruppen zu machen. Wir teilten uns selbst in Grüppchen zu etwa 20 Schülern auf, was selbstverständlich vorteilhaft war, dann führten die „Teamer“, überwiegend Studenten, uns in unsere Räume. Nun waren wir unter uns und konnten uns unterhalten. Parallel dazu lernten wir uns besser kennen und die schulische Verklemmtheit und Vorsicht verschwand bald.
Jede Gruppe einigte sich auf ein Thema: Es gab von uns selbst vorgeschlagene Themen wie z.B. Freundschaft, Liebe, Sex. Wir gingen absolut unseren Interessen nach, ohne dabei zu merken, dass wir unterbewusst bessere Menschen wurden. Das wuchs zwischen uns. Moral und menschliche Werte wurden in unseren Augen nun klarer.
Nach der gemeinsamen Arbeit hatten wir nun Freizeit. Im Schloss stand auch ein Klavier und da wir unter uns auch Musiker hatten, wurden wir auch musikalisch unterhalten. Später aßen wir gemeinsam im Essenssaal, um danach unsere Freizeit zu genießen. Einige von uns gingen zu den angebotenen Workshops und Spielen. Das stärkte ebenfalls unseren Zusammenhalt. Am späteren Abend trafen wir uns dann in der Kapelle, wo uns eine Geschichte vorgelesen wurde, und jegliche Langeweile verflog für diesen Abend, weil wir die ganze Zeit über sie nachdachten. Sie spiegelte exakt unseren unbeschreiblichen momentanen emotionalen Zustand wider.
Den Rest des Abends bis in die Nacht wanderten wir von Zimmer zu Zimmer zu unseren Freundinnen und Freunden uns amüsierten uns gewaltig.
Bald ging die Morgensonne auf und weckte uns mit ihren sanften Strahlen. Das Aufstehen mochte schwer sein, doch war es ein ganz anderes Gefühl als das morgendliche Aufstehen zur Schule. Man brach zum Frühstück auf. Sofort danach ging es dann zu unseren Gruppenleitern, wo wir durch Witze und Lachen unserer Identität viel näher kamen. Zwischendurch wurde gespielt, um die Situation noch mehr aufzulockern. Von uns unbemerkt war schon Mittagszeit geworden und wir durften ein fast leckeres Essen genießen. Darauf folgte Freizeit.
Mit Lichtgeschwindigkeit vergingen diese zwei Stunden bis zum nächsten Teil der Einheit. Wieder traten wir eine Reise ins Ich an. Wir machten uns darüber lustig und hielten es für unnötig, doch erst nach der Fahrt begriff man, wie produktiv es doch war, auch einmal über große Fragen nachzudenken.
Nach dem Abendessen ging es in die Kapelle, wo uns die Philosophie des Menschseins deutlicher gemacht wurde.
Der letzte Abend in St. Alfrid wurde im Kaminzimmer mit Lagerfeuer und feierlicher Stimmung verbracht. Ungern schliefen wir gegen drei Uhr ein. Am Morgen verabschiedeten sich die Studentinnen und Studenten von uns, sie wünschten uns viel Gutes und wir taten in Gedanken dasselbe. Das letzte Frühstuck genossen wir, die Gelassenheit und die heilige Luft atmeten wir das letzte Mal ein. Die Rückfahrt war viel ruhiger als die Hinfahrt, da wir zuviel zum Nachdenken hatten um noch laut zu sein.
Unser Fazit: Schule sollte mehr so sein wie St. Alfrid!
Aldin, Ann-Kathrin, Baris, Enie, Jana, Louisa